Obsidian will mehr als nur eine weitere Notizen-App sein. Es soll nicht weniger als mein zweites Gehirn werden. Was unterscheidet Obsidian von anderen Notizen-Apps? Und kann die App meinen Arbeitsalltag nachhaltig verändern?
Ich schrieb auf diesem Blog schon mehrfach über meine Versuche, Wissen aufzubewahren und vor allem wieder auffindbar und nutzbar zu machen. Das ist komplizierter, als man zunächst denken mag, weil Ordner oder Datenbanken selten dazu anregen, Verknüpfungen herzustellen, wie es unser Gehirn ständig tut. Einzelne PDFs, Word-Dokumente oder was auch immer sind schwer miteinander in Relation zu setzen. Natürlich kann ich immer auf eine Textstelle verweisen, so wie es auch in wissenschaftlichen Texten geschieht. Aber es ist eine Sache, abstrakt auf einen anderen Text zu verweisen. Was man eigentlich möchte, ist doch sofort zu einem Gedanken springen zu können, um so verschiedene Fundstellen zu etwas neuem zu verbinden und auch um überhaupt diese gedanklichen Verbindungen entdecken zu können!
Eine neue Art von Notizen-App
Vor einigen Monaten bin ich dann auf Roam Research gestoßen. Roam ist eine Art Online-Outliner mit der Möglichkeit Backlinks zu setzen und stellt eine neue Klasse an Notizen-Apps dar, zu der Obsidian, Roam, oder auch TiddlyWiki gehören. Die zwei Kernkonzepte hier sind Transclusion und Backlinks. Was beutetet das? Backlinks sind in diesem Kontext ein doppelter Verweis zwischen zwei Textteilen. Ich kann damit in Text A auf Text B verweisen, indem ich ein [[Wort]] in doppelte eckige Klammern setze. Der Clou ist nun, dass auch ein Verweis zu Text A in Text B auftaucht, beide Texte sind also miteinander verbunden. Ich kann also auf Text B kommen, wenn ich Text A lese, gleichzeitig aber auch Text A entdecken, wenn ich in Text B bin. Und da das in Roam so einfach möglich ist, geht das Setzen von Backlinks und damit Verbindungen schnell in Fleisch und Blut über. Mit der Zeit entsteht so ein Netz an Informationen1.
Transclusion demgegenüber bedeutet, dass man einen Teil einer Notiz in eine andere Notiz einbinden kann. Bei Roam Research funktioniert das pro Absatz. Man kann also jeden Absatz jeder Notiz in jede andere Notiz einbinden. So entstehen Geflechte von Ideen, Wissen und Gedanken. Ein ziemlich mächtiges Tool, wenn man es erst einmal verinnerlicht hat.
Es soll hier aber gar nicht um Roam Research gehen, sondern um Obsidian. Ich habe Roam schnell wieder verlassen, weil es erstens 15$/Monat kostet und zweitens nur im Browser läuft. Die Dateien liegen also nicht einfach auf der Festplatte, was den Export erschwert. Außerdem hatte ich mich ja, wie ich hier beschrieben habe, dazu entschieden, so weit es geht auf interoperable Markdown-Dateien zu setzen. Roam wäre hier ein direkter Verstoß gegen mein eigenes Prinzip gewesen. Welch Glück, dass ich durch das Mac Power Users Forum auf Obsidian gestoßen bin: eine Notizen-App, die auf Markdown basiert und Backlinks, sowie Transclusion unterstützt.
Ein erster Blick auf Obsidian
Eines direkt vorweg: Obsidian ist noch im Beta-Stadion. Es ist also noch kein offizielles Release. Die App ist aber – Stand 18. August – schon in Version 0.8.4, sodass wir schon recht nah an der 1.0 und damit dem öffentlichen Release sind. Und das merkt man auch. Die App läuft für mich sehr stabil. Es fehlen eher noch ein paar Feature, die man in einer 1.0 erwarten würde2. Außerdem gibt es Versionen für Mac, Windows und Linux, sodass jede*r mit einem klassischen Computer Obsidian nutzen kann.
Was ist denn Obsidian nun aber genau und wieso nutze ich es seit Wochen fast jeden Tag?
Obsidian ist eine App, in der sich Markdown-Dokumente schreiben lassen. Markdown ist eine einfache Auszeichnungssprache für Text, die es ermöglicht, Text während des Schreibens zu formatieren, ohne dafür ein besonderes Format zu nutzen. Markdown-Dateien lassen sich auch mit jeder App öffnen, die einfache Textdateien mit der Endung .txt öffnen kann. Die Formatierung erfolgt direkt im Text. Beispielsweise sind Worte, die von einem * auf jeder Seite eingeschlossen werden kursiv. Zwei * auf jeder Seite macht ein Wort fett. Hier findest Du eine gute Übersicht für Markdown-Befehle. Da Markdown für Schreiben im Web entwickelt wurde und Markdown-Files zudem kompatibel mit Dritt-Apps bleiben, ist es das Textformat meiner Wahl. Mein Schreibprogramm iA Writer setzt z. B. auch auf Markdown.
Obsidian packt einzelne Notizen in Markdown-Files und speichert diese in einem Ordner auf der Festplatte. Die Dateien werden also nicht in einer Datenbank gespeichert, was das Arbeiten mit ihnen in anderen Apps oder die Umwandlung in andere Dateiformate wie PDF massiv erleichtert.
Das allein wäre natürlich noch nicht die Aufregung wert. Hier kommen aber die oben genannten Funktionalitäten von Roam Research ins Spiel. Obsidian kann nämlich Backlinks setzen. Damit wird es plötzlich möglich, mehrere Notizen – und damit Informationen – aneinander zu koppeln. Es können Informationscluster entstehen und man kann sich von einer Notiz zur nächsten klicken. In etwa so wie auf Wikipedia.
Da allein fände ich schon ziemlich cool. An dieser Stelle kommt aber der Graph View ins Spiel. Das ist eine Visualisierung aller Einzelnotizen und ihrer Verbindungen. Man kann also visuell mit dem eigenen Wissen arbeiten und so Verbindungen oder große Informationscluster sehen. Je häufiger zu einer bestimmten Notiz verlinkt wird, desto größer ist ihr Knoten. Mit der Zeit bilden sich so Gravitationszentren für Themen, die Du immer wieder bearbeitest. Sehr nützlich ist auch, dass man in die Ansicht hinein- oder herauszoomen kann, um entweder das Bigger Picture oder einzelnen Notizen und ihre Verbindungen zu sehen.
Mit Plugins zum perfekten Wissenstool?
Und dann sind da noch die Plugins. Das sind kleine Programmbestandteile, die man an- und abschalten kann, je nach dem was man benötigt. Aktuell ist eine Reihe an Plugins direkt mit an Bord, die Vision ist aber, dass Nutzer*innen Plugins selbst programmieren und dann für alle verfügbar machen können. So könnte Obsidian in Zukunft in viele Richtungen wachsen und je nach Anwendungsfall angepasst werden.
Aktuell gibt es u. a. Plugins, um per Tastenkombination eine Daily Note zu erzeugen, einen Datums-Präfix zu erzeugen, Notizen in Folien umzuwandeln oder Audiomitschnitte zu erzeugen. Falls diese Funktionalität wirklich so umgesetzt wird, wie angedacht, kann Obsidian zum perfekten, da persönlichsten Wissenstool werden. Allerdings sollte man hier auch Vorsicht walten lassen. Man sollte sich nie für eine Software auf Grundlage angekündigter Features entscheiden. Auf dem Weg dorthin kann einfach zu viel schief gehen.
Auch sehr schön finde ich die Möglichkeit, das Erscheinungsbild von Obsidian ganz den persönlichen Vorlieben anzupassen. Hierfür kann man entweder eine der vorgefertigten Design nutzen, die zu großen Teilen auch direkt aus der Community kommen, oder aber CSS nutzen bzw. lernen, um bestehende Designs anzupassen, oder von Grund auf neu zu schreiben. Ich selbst habe mir das wunderbare Ars Magna Design von Mediapathic genommen und die Schriftart zu Times New Roman verändert.
Obsidian im Standard-Design (Dark Mode) Und mit Ars Magna Design
Nachteile: (Noch) keine mobilen Apps und keine echte Transclusion
Leider kommt Obsidian auch mit einer Reihe mehr oder weniger schwerwiegender Nachteile daher. Das für mich persönlich größte Problem ist, dass es (noch) keine mobilen Apps gibt. Auf meinem iPad bin ich also aufgeschmissen. Apps sind zwar auf der Roadmap, aber wie ich oben schon schrieb: Verlasse dich niemals darauf, dass angekündigte Software auch wirklich kommt. Ich bin in diesem Punkt dennoch vorsichtig optimistisch, da es einfach für zu viele potenzielle Nutzer*innen ein Dealbreaker wäre, keine App für iOS und/oder Android zu haben. Bis es so weit ist, bearbeite ich die Files in iA Writer. Da sie ja einfach auf der Festplatte bzw. Cloud liegen, ist das zum Glück problemlos möglich. Auf die ganzen schönen Features wie Backlinks muss ich natürlich verzichten, sodass ich Notizen, die ich auf dem iPad beginne oder bearbeite, immer noch auf dem Mac nachbearbeiten muss.
Das zweite Problem ist eine logische Konsequenz aus einem von Obsidians größten Vorteilen. Da es auf Markdown-Dateien setzt, funktioniert Transclusion hier nicht in dem Sinne, wie es z. B. Roam unterstützt. Da Roam ein eigenes Format nutzt, kann es jeden Absatz einzeln ansprechen und somit nutzbar für Transclusion machen. Damit lassen sich eben auch kleinste Teile einzelner Notizen wiederverwenden.
Bei Obsidian geht das nicht, was einfach an technischen Limitierungen von Text- bzw. Markdown-Files liegt. Momentan ist es immerhin möglich, auf Überschriften in anderen Notizen zu verweisen, sodass man immerhin Abschnitte per Transclusion in andere Notizen einbinden kann und nicht auf Datei-Ebene verbleiben muss. Das ist zwar besser als nichts, kann aber mit Roam nicht mithalten, da nur auf deutlich größere “Informationshappen” per Transclusion verwiesen werden kann. Aber immerhin kann man mit den Befehlen ![[Notizentitel]]
oder ![[Notizentitel\#Überschrift]]
Notizen bzw. Teile davon in andere Notizen einbetten.
Drittens ist Obsidian eine Electron-App3. Electron ist ein Entwicklungsframework, das es ermöglicht, Desktop-Apps für mehrere Betriebssysteme zu entwickeln, ohne für jede App komplett neuen Code schreiben zu müssen. Das ist natürlich an sich ein großer Zugewinn, da Obsidian so für Mac, Windows und Linux existieren kann. Allerdings bringt das auch eine Reihe an Problemen mit sich. So werden Electron-Apps niemals so effizient sein, wie Apps, die nur für eine dieser Plattformen programmiert wurden, einfach weil Kompromisse eingegangen werden müssen, wenn man für mehrere Plattformen programmieren will.
Wird Obsidian meine Dauerlösung?
Mit dem Vorstellen neuer Apps und Tools ist es immer so eine Sache. Schon manches Mal dachte ich, eine App gefunden zu haben, die mein tägliches Arbeiten grundlegend verändern würde. DevonThink war so ein Fall. Oftmals stellte sich dann nach einigen Wochen oder Monaten Nutzung heraus, dass es doch nicht ganz so revolutionär war, wie zu Beginn angenommen.
Aus diesem Grund habe ich auch einige Monate gewartet, bis ich über Obsidian schreibe. Ich wollte zunächst beobachten, ob die App wirklich Eingang in mein tägliches Arbeiten findet. Stand jetzt ist das der Fall. Gleichzeitig hat Obsidian eine Lücke geschlossen, die ich von Beginn an extrem problematisch fand: das Verbinden von Informationen über Notizen hinweg. In dieser Hinsicht ist Obsidian ein Gamechanger für mich.
Mobile Apps sind Pflicht
Klar ist aber auch, dass es das nur bleiben wird, wenn mittelfristig brauchbare mobile Apps hinzukommen. Aktuell kann ich das Fehlen verschmerzen, da ich Corona-bedingt seit Monaten im Home Office arbeite. Sollte ich aber mal wieder häufiger unterwegs sein, will ich mit meinen Informationen auch unterwegs arbeiten können – und dabei nicht auf die eigentlich spannenden Features verzichten.
Obsidian hat riesiges Potential. Und eines ist auch klar: Die Ideen, die Apps wie Roam oder Obsidian gerade etablieren, also Backlinks oder Transclusion, werden nicht wieder verschwinden. Meine Prognose ist, dass immer mehr Apps diese Funktionalitäten einbauen werden. Die bekannte Apps Drafts hat das bereits getan, Bear arbeitet wohl daran. Es ist also wahrscheinlich, dass ich die Funktionalität in ähnlicher Form auch woanders bekommen werde. Ich mag aber Obsidian schon allein wegen des offenen und Community-zentrierten Ansatzes. Und deshalb hoffe ich auch, dass Obsidian ein Erfolg wird.
^1 Roam Research hat noch viele andere Funktionen und funktioniert auch nicht auf Text-, sondern auf Blockbasis. Das ist ein wichtiger Unterschied, der an dieser Stelle aber übergangen werden muss. Ich hoffe, dass ich in näherer Zukunft noch mal einen tiefergehenden Vergleich zwischen Roam und Obsidian machen kann.
^2 Eines dieser Features ist mit Sicherheit, den Graph-View filtern zu können. Allerdings wird daran laut Roadmap schon gearbeitet und ich denke, dass es spätestens mit Version 0.9 kommen wird.
^3 Ich bin ganz sicher kein Electron-Experte. Sollten also Ungenauigkeiten oder Fehler in diesem Absatz sein, freue ich mich über eine Richtigstellung per Mail oder Kommentar.
Sehr schön. Ich beschäftige mich exakt mit dem gleichen Thema und bin gerne an einem Austausch zu Obsidian interessiert. Nebenbei nutze ich noch Notion. Ich versuche die Bildungslandschaft an diese Art Notizen zu machen zu gewöhnen. Ich bin in der Lehrerfortbildung tätig. Grüße Jochen
Hallo Jochen, danke für deine Kontaktaufnahme! Ich werd mich zeitnah mal bei dir auf der Seite umschauen. Wenn du was konkretes im Sinn hast bezüglich Obsidian oder verwandten Themen (auch Notion, da kenne ich mich nur nicht aus), dann schreib gern mal ne Mail an [email protected]. Ich freu mich drauf.
Danke für den tollen einführenden Artikel!
Ich benutze Obsidian auch seit einigen Wochen zum persönlichen Knowledge Management.
Seit kurzem (v0.9.5) unterstützt Obsidian ja jetzt auch Block-Level-Referenzen, d.h. ich kann auf einen einzelnen Block verweisen. Das bietet dann doch die von Dir angesprochene Transklusion, die bis dahin bei Obsidian gefehlt hatte, oder?
Schön, dass Dir der Artikel gefällt! Und ja, ganz genau. Als ich gelesen habe, dass das eingeführt wird, habe ich einen kleinen Luftsprung gemacht. Ich hab vor, in den kommenden Wochen den Artikel zu meinem eigenen Schreib-Workflow zu überarbeiten, da werde ich dann auch ausführlich über Obsidian schreiben und definitiv auf dieses Feature eingehen.
Sehr schön ich freue mich auf deine Ausführungen
Hallo Jan,
gerade deinen Artikel gelesen, Ich beschäftige mich auch mit diesen spannenden Themen in meinem Blog. Derzeit nutze ich Evernote und Notion. Roam habe ich auch zwei Mal einen Monat getestet, war aber nicht wirklich voll überzeugt. Obsidian ist nun auf meinem Laptop zuhause. Aber ich sehe wie du genau die Problematik, dass ich nicht von unterwegs auf meinen Vault zugreifen kann. Dennoch finde ich das Thema “Linking” einfach genial. Gerade auf die Themen, die man so aufnimmt und lernt. Ich denke mal, dass ich Obsidian noch etwas intensiver testen werde. Dein Blog is ab sofort in meinem Feedreader! 😉
Hallo Daniel, freut mich, dass du den Blog gefunden hast und er auch noch direkt in den Feedreader gewandert ist. 😉 Ich werd mich bei dir auch mal umschauen. Ich weiß zwar, dass Evernote + Notion nix für mich ist, aber ich bin immer ein großer Fan davon, mir andere Workflows anzuschauen und weiter zu lernen. Aktuell bin ich ja, wie viele, nicht sonderlich viel unterwegs, aber das wird natürlich auch wieder kommen und dann muss eine Lösung her. Aktuell nutze ich auf dem iPad 1Writer, weil es (meistens) die Links versteht, die ich in Obsidian setze. Aber es ist natürlich nicht perfekt, bei weitem nicht. Ich hab aber zwei Hoffnungen: zum einen natürlich, dass es irgendwann mal eine iOS Obsidian App geben wird, oder (und das halte für fast wahrscheinlicher) eine Drittapp, die Obsidians Linking versteht. Ich bin kein Entwickler, aber da es ja alles auf Markdown basiert, sollte das eigentlich im Reich des Möglichen liegen.. 🤔
Ich nutze 2 Apple shortcuts die direkt in der Vault gespeichert werden. Ein shortcut ist für mein Journal und eines für Gesprächsnotizen. Für spontane flüchtige Gedanken (Notizen) nutze ich Drafts und auch da habe ich einen Automatismus der alles direkt in die Inbox in Obsidian schriebt. Zur Bearbeitung nutze ich IA Writer. Funzt alles Mega. Eine Obsidian App dem Handy benötigt man dann in der Tat gar nicht mehr.
… von unterwegs zugreifen: Ich benutze OneDrive von Microsoft, Der Ordner wird mir als Laufwerksbuchstabe angezeigt. Dorthin kopiere ich meinen Vault vom Laptop. Die Synchronisation mit Obsidian erfolgt dann mit der App ”
OneSync: Autosync for OneDrive” von MetaCtrl. Funktioniert prima.
Hi, sehr interessant, danke!
Habe ich mir gleich angesehen aber beim Punkt “keine mobile Version” schon abgewunken.
Ich bin sehr zufrieden bei einem Transclusionsfreien Tool NoteCase, was ebenso verlinken von Notes wie Spachnotizen zulässt und für alle Plattformen verfügbar ist. Auch individuelle Erweiterung ist über LUA-Scripte endlos möglich.
Ob eine sinnvolle Applikatipon von Obsidian auf Handy überhaupt möglich und sinnvoll ist, ist durchaus auch eine Frage der Bildschirmgrösse.
Interessanter Hinweis, muss ih mir mal anschauen. Und Obsidian fürs Handy kann in meinen Augen nur in einer etwas anderen Form Sinn machen. Der Knowledge Graph macht zB keinen Sinn, aber um Notizen zu machen und Gedanken zu sammeln, wäre es ideal. Aber da es ja alles auf Markdown basiert und damit Dateien, die einfach irgendwo “rumliegen” können, geht das ja auch jetzt schon. Das einzige Problem aktuell ist, dass die Wikilinks nicht so einfach funktionieren bzw. nicht in jeder App. 1Writer zum Beispiel kann das aber, sodass es zwar kein Ersatz für Obsidian selbst ist, man aber immerhin damit arbeiten kann.
vielleicht noch ein kleiner Tipp in Verbindung mit Obsidian ist Hook – schnelle Links ( Markdown ) zu nahezu jeder Datei auf dem Rechner (Mac).
Definitiv! Die Integration ist aber erst wenige Tage alt, daher ist im Artikel noch keine Rede davon. Ich werde aber sicher demnächst auch was zu meiner Nutzung von Obsidian schreiben, dann wird Hook da auch auftauchen.
Hallo,
eine andere Variante, die spannend ist (und mE besser als Obsidian für gesellschaftswissenschaftliches Arbeiten) ist Zettlr.
Als mobiles Korrelat dann mit iAWriter, der die Links versteht, funktioniert das ziemlich gut.
Hallo Petra, ja interessanter Punkt. Ich hab Zettlr auf dem Radar, habs aber nie wirklich genutzt. Was macht Zettlr besser in deinen Augen?
Hallo,
die Grundausrichtung von Zettlr ist tatsächlich das wissenschaftliche Schreiben, dh. der initiale Setup beinhaltet pandoc, citeproc, Zotero-Integration (das muss selbst eingerichtet werden, ist aber gut erklärt und ziemlich simpel). Funktioniert tadellos. Sonst arbeitet es auch mit .txt oder .md Dateien, über sog. Projekte kann man ziemlich gut (ähnlich bei Scrivener, hatte ich auch mal kurz angetestet) einzelne Bausteine schreiben und dann zusammenführen – gerade wenn man bei einer langen Arbeit an verschiedenen Stellen parallel schreibt bzw. Notizen sammelt und dafür nicht Word verwenden will, ist das angenehm. Je nach Setup ist es als Zettelkasten, als Ort nur für Notizen oder als richtiger Text-Processor nutzbar. Die meisten Funktionen dafür sind halt schon da und nicht erst über plug-ins verfügbar – allerdings ist das natürlich auch die Stärke von Obsidian (gepaart mit größerer aktiv entwickelnder Nutzerbasis). Auf dem neuen M1-Macs (ist dafür optimiert) läuft Zettlr super fix und hat bei mir tatsächlich Word ersetzt, nur für das endgültige Formatieren oder beim Einreichen von Abschnitten wird dann nach Word exportiert und letzte Formatierungsarbeit vorgenommen. Kurz: Man merkt Zettlr an, dass der Mensch dahinter selbst Sozialwissenschaftler ist und er nen Programm geschrieben hat, dass er selbst nutzen will für seine wissenschaftliche Tätigkeit. Obsidian entwickelt sich aktuell noch extrem dynamisch und kann sicherlich auch die Funktionen erfüllen, es ist dabei deutlich modularer aufgebaut (was Vorteil und Nachteil sein kann; bei mir führt es idR zur Überfrachtung); Zettlr ist für mein Anwendungsszenario aktuell noch das bessere Gesamtpaket, v.a. in Hinblick auf wissenschaftliches Schreiben.
Danke für die ausführliche Antwort, sehr interessant! Falls du Lust hast, einen Gastbeitrag über Zettlr zu schreiben, schick einfach eine Mail an [email protected]. 🙂
Hi, ja das Thema Wissensmanagment ist gar nicht so einfach, irgendwie haben alle Lösungen ihre Vor- und Nachteile. Mit Obsidian bin ich nicht wirklich warm geworden. Meine bisher perfekteste Lösung ist MemoMaster (Standard) mit TextbausteineSytem.
Will ich was Mobil haben, behelfe ich mich mit Verknüpfungen zum OneDrive. Läuft rund und ich habe mein Wissensarchiv immer auf dem Desktop.
Lustiger weisse heisst das Buch Papierlos studieren und es gibt es nicht als E-Book.
In diesem Fall darf ich auf utb direkt verweisen, die haben es als PDF. 😉 https://www.utb.de/doi/book/10.36198/9783838554631