Die letzten Monate haben uns allen deutlich gemacht, wie wichtig gute Tools zum gemeinsamen Arbeiten über Distanzen hinweg sind. Wie praktisch, dass meine Lieblingsnotizenapp GoodNotes da gestern Version 5.5 veröffentlicht und ein entsprechendes Feature eingeführt hat.
Es ist nun möglich, ein GoodNotes Dokument über iCloud zu teilen und so anderen zugänglich zu machen, um gemeinsam daran zu arbeiten. Da man in GoodNotes ja auch mit PDFs arbeiten kann, gibt es hier eine Reihe von Anwendungsfällen: gemeinsames Überarbeiten eines Textes zum Beispiel oder die Bereitstellung von annotierten Vorlesungsskripten, Mitschriften aus einem Meeting und sicher noch viele andere Dinge, die mir gerade nicht einfallen.
Die Freigabe eines Dokuments ist relativ simpel gelöst. Man muss dafür lediglich auf das normale Teilen-Symbol klicken und direkt die erste Option auswählen: Zusammenarbeiten. Dann öffnet sich ein kleines Fenster in dem man die Linkfreigabe aktivieren kann. Ist das geschehen, taucht am unteren Rand ein Button Link senden auf, der einem die üblichen Möglichkeiten zum Versenden eines Links oder einer Datei aufzeigt. Jede*r der oder die über diesen Link verfügt, kann nun auch mit dem Dokument arbeiten – vorausgesetzt GoodNotes ist installiert. Es handelt sich hier nicht um einen Webservice oder dergleichen.
Willkommenes Feature mit Einschränkungen
Das Feature ist eine willkommene Ergänzung für eine App, die ansonsten schon ziemlich komplett ist. Auch die Implementation finde ich grundsätzlich gut, vor allem dass es so einfach ist, ein Dokument zu teilen. Allerdings gibt es Stand jetzt auch ein paar Einschränkungen, die ich gerne gelöst sehen würde.
Zum einen gibt es keine Rechteverwaltung, wie man sie von Google Docs oder Word kennt. Ich kann so nicht differenzieren, ob jemand, dem ich ein Dokument freigebe, es nur lesen oder auch bearbeiten darf. Jede*r der*die einen Link hat, kann auch Änderungen vornehmen.
Das zweite Problem hängt mit dem gewählten Sync-Mechanismus zusammen. iCloud ist was das angeht nicht besonders schnell und für Zusammenarbeit in Echtzeit eigentlich nicht so gut zu gebrauchen. GoodNotes selbst sagt, dass es 10 – 30 Sekunden dauert, bis Änderungen am jeweils anderen Ende auftauchen. Das ist okay, aber sicherlich nicht großartig und kann echtes gleichzeitiges Arbeiten zumindest erschweren. Ich sehe das Feature dann auch eher in einem Anwendungsfall, dass Personen zwar an ein und dem selben Dokument arbeiten, das aber eher nacheinander tun.
Und zuletzt muss ich noch bemängeln, dass aktuell nicht ersichtlich ist, wer welche Anmerkungen oder Veränderungen in einem geteilten Dokumente vorgenommen hat. Von Google Docs oder Word ist man es gewöhnt, dass ein kleiner Name an den Anmerkungen auftaucht und jede*r Autor*in eine bestimmte Farbe hat, sodass man direkt sagen kann, wer was geschrieben hat. Ein vergleichbarer Mechanismus fehlt noch in GoodNotes.
Trotz aller Kritik ist Version 5.5 ein großer Schritt und ich freue mich sehr, dass GoodNotes nun dieses Feature hat. Am relativ langsamen Sync wird man aufgrund von iCloud-Limitierungen zwar eher nicht viel ändern können, die anderen beiden Kritikpunkte lassen sich aber sicherlich noch mit zukünftigen Updates beheben.
Wer noch mehr wissen möchte, findet hier den Blogpost von GoodNotes selbst.
Leider wird zum Sync NUR die iCloud angeboten, die vielleicht nicht jeder nutzen mag (oder darf – in der Schule z.B). Warum geht das nicht mit der Nextcloud z.B.? Wieder ein Fall von: Apple denkt für dich – komm bloß nicht auf die Idee selbst denken zu wollen.
Ich verstehe, dass das ein Problem sein kann. An der Stelle hat das aber nichts mit Apple zu tun, sondern mit den Enttwickler:innen von GoodNotes, die das halt bisher nicht implementiert haben. Für iCloud gibt es halt eine Programmierschnittstelle, sodass es leichter ist, so eine Funktion einzubauen.