Vorlesungsskripte sind so eine Sache: Sie sind unheimlich praktisch, da man nicht wie verrückt alles mitschreiben muss. Auf der anderen Seite verleiten sie aber auch dazu, nicht wirklich zu lernen – sondern nur so zu tun.
Zum einen kann einfaches Mitlesen (und gelegentliches Annotieren) Verständnis vorgaukeln, wo keines ist. Man denkt, dass alles was man da liest verständlich und logisch ist, merkt dabei aber nicht, dass man gar nichts davon wirklich verstanden hat. Das zweite Problem ist, dass man beim Lernen für die Klausur ins sog. cramming verfällt. Das bedeutet, dass man das Skript einfach immer und immer wieder durchgeht, sich auf markierte Stellen konzentriert und versucht, sich das Gelesene ins Hirn zu hämmern. Die meisten von uns lernen so seit Schulzeiten. Leider ist das der völlig falsche Ansatz. Die Hirnforschung hat gezeigt, dass man mit dieser Methode maximal etwas für sehr kurze Zeiträume behält, nicht aber wirklich lernt.
Richtig lernen mit eigenen Notizen
Wie lernt man nun besser? Fakt ist, dass Vorlesungsskripte eine gute Basis für alles Weitere sind. Schließlich hat man die schon und man kann sich auch sicher sein, dass sie relevant sind, da sie ja von der oder dem Professor:in zur Verfügung gestellt werden.
Man muss aber auch mit ihnen arbeiten. Und nicht nur konsumieren. Was heißt das konkret? Der für mich wichtigste Punkt ist, gelesenes und gehörtes in eigene Worte umzuformulieren. Es ist entscheidend, eigene Sinnzusammenhänge zu bilden und sich Wissen wirklich anzueignen. Ein mögliches Vorgehen könnte sein, dass man das Skript durchgeht und wichtige Stellen in eignen Worten als Notiz niederschreiben. Auf diese Weise kann man auch später noch auf das Wissen zurückgreifen, wenn man z.B. eine Abschlussarbeit schreibt und lernt zudem deutlich effektiver.
Um sich an etwas erinnern zu können, sind nämlich u.a. die sog. cues, Hinweisreize, entscheidend, die man mit einer Information verbindet. Versucht man immer nur das Skript auswendig zu lernen, so hängen an den Informationen auch nur relativ wenig cues, da man immer dieselbe Tätigkeit ausführt: lesen und auswendig lernen. Schreibt man jedoch selbst und formuliert dabei um, so ist man darauf angewiesen, das Gelesene zu verstehen. Hinzu kommen die vielen kleinen Erinnerungsreize – die Haptik der Tasten, die Umgebung beim Schreiben, weiterführende Gedanken – die den Lernstoff weiter verankern.
Ich werde hierauf noch zurückkommen, wenn ich später in dieser Reihe über den Zettelkasten schreibe.
Die richtigen Tools
Und welche Apps können nun dabei behilflich sein, wenn man auf diese Art und Weise Vorlesungsskripte nutzen möchte? Wie immer gibt es natürlich viele Apps, die mehr oder weniger das Gleiche machen. Daher an der Stelle mal zwei Hinweise auf App-Kategorien: Apps für handschriftliche Notizen und Apps für Karteikarten. Die erste Kategorie umfasst Apps wie Notabilty oder GoodNotes und eignet sich super, um einfach in der Vorlesung mitzuschreiben. Skripte lassen sich in GoodNotes importieren und dann annotieren. Über GoodNotes habe ich schon einige Mal geschrieben (Prüfungsvorbereitung mit GoodNotes, Elemente in GN, ein Test und eigene Papiersorten und Cover). Möchte man eher mit der Tastatur mitschreiben und Notizen machen, würde ich aber auf eine App wie Obsidian zurückgreifen.
Bleiben noch die Karteikarten. Gerade in Studiengängen, in denen viele Definitionen und Fachbegriffe gelernt werden müssen, bieten sich diese Apps an. Ich werde dazu auch noch mal einen eigenen Artikel machen und verschiedene Apps vergleichen. Der Platzhirsch ist sicherlich Anki. Auch wenn ich Anki an dieser Stelle nicht ausführlich vorstellen möchte, hat die App einen guten Eindruck auf mich gemacht, sodass ich sie auf jeden Fall empfehlen kann.
Artikel in dieser Reihe:
- Welches Gerät?
- Vorlesungsskripte sinnvoll nutzen
- Wie kann ich sinnvoll Literatur erfassen und verwalten?
- Wissensaneignung mit dem Zettelkasten
- Kein Backup, kein Mitleid
- Deadline-Panik vermeiden mit Zeitmanagement
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