Gute Vorsätze bringen nichts. Ein Jahresthema schon!

Ein neues Jahr beginnt mit guten Vorsätzen? Bloß nicht! Such dir lieber ein Jahresthema. Was ist das? Wieso ist es besser? Und was ist mein Jahresthema 2019? Ein paar Gedanken für einen entspannten Start in 2019.

Wir alle kennen es: Ein neues Jahr steht alles und natürlich soll im neuen alles besser werden. Mehr Sport, nicht mehr rauchen, öfter zum Buch, statt zur Fernbedienung greifen. Am liebsten alles auf einmal. Dieses Potpourri der guten Vorsätze (und das massenhafte Scheitern) zeigt sich besonders exemplarisch in Fitnessstudios landauf landab. Im Januar ist es dort teilweise kaum möglich, sinnvoll zu trainieren. Zwei Monate später sieht das schon ganz anders aus. Die meisten Neuankömmlinge sind schon wieder weg und für den Rest des Jahres freut sich das Studio über monatliche Mitgliedszahlungen ohne Gegenleistung erbringen zu müssen.

Und es ist ja auch kein Wunder. Neue Angewohnheiten zu etablieren ist schwer. Alter Angewohnheiten (oder gar Süchte) aufzugeben ist nicht einfacher. Ich habe im ersten Jahr viel Überwindung, Selbstbelohnungen und Tritte in den Hintern benötigt, um regelmäßiges Fitnesstraining für mich zu etablieren. Mittlerweile gehört es fest zu meinem Leben, aber der Weg dorthin war extrem schwer. Mir ist also völlig klar, dass Neujahrsvorsätze nicht der beste Weg sind, um Ziele zu erreichen.

Mit einem umfassenderen Ansatz zum Erfolg

Was wäre dann aber ein sinnvoller anderer Ansatz, wenn Neujahrsvorsätze für die meisten eh nicht funktionieren, man aber dennoch unzufrieden mit gewissen Dingen im eigenen Leben ist? Ich denke, dass ein umfassender, ganzheitlicherer Ansatz sinnvoll ist, um das eigene Leben wirklich nachhaltig zu ändern — und in der Konsequenz zu verbessern.

Ein solcher Ansatz sind Jahresthemen. Das funktioniert prinzipiell ganz einfach. In der Quintessenz überlegt man sich nämlich einfach ein Thema für das kommende Jahr. Und richtet seine Handlungen dann danach aus. Das ist der schwere Part. Um es ein bisschen anschaulicher zu machen, hier ein kurzes Beispiel: Angenommen du fühlst dich überwältigt von all den Dingen, die in deinem Leben vorgehen. Du hast einfach zu viel zu tun und weißt nicht mehr, wo dir der Kopf steht. In diesem Fall würde sich wohl ein Jahr des Weniger anbieten. Du richtest dann im kommenden Jahr deine Handlungen entlang dieser Maxime aus: Einfach mal nein sagen. Weniger machen. Gelegenheiten ablehnen. Und im Endeffekt hoffentlich glücklicher sein.

Natürlich bringt es in den meisten Fällen nicht besonders viel, einfach nur irgendein Jahresthema auszurufen und dann zu glauben, dass das schon wird. Regelmäßiges, erneutes, möglicherweise institutionalisiertes Nachdenken über das eigene Handeln gehört auch dazu. So empfiehlt es sich, das Finden eines Jahresthemas mit einem Rückblick auf das alte Jahr zu verbinden. Ich finde es sehr sinnvoll, sich rund um den Jahreswechsel mal ein oder zwei Stunden dafür Zeit zu nehmen.

Dann sollte man am besten schriftlich festhalten, was im letzten Jahr gut lief und was nicht so. Daraus lässt sich dann prima ein Thema für das kommende Jahr ableiten. Das Niederschreiben hilft dabei, unausgesprochene Gedanken zu verbalisieren und sich ihnen wirklich bewusst zu werden. Und natürlich muss man sich hier nicht sklavisch an den Kalender ketten. Ein Jahresthema kann auch im Juli oder Oktober starten. Die ruhigere Zeit rund um den Jahreswechsel ist aber sicher gut geeignet, um genügend Muße aufzubringen.

Zusätzlich bieten sich weitere Reviews im gesamten Jahr an. Vorstellbar sind hier Monatsrückblicke oder gar wöchentliche Reviews, um sich zu vergewissern, ob man das gewählte Jahresthema auch auf die eigenen Handlungen anwendet. Zu wöchentlichen Rückblicken (auch Retros, oder eben Reviews genannt) werde ich mal einen eigenen Artikel schreiben.

Mein eigenes Jahresthema

Was ist mein eigenes Jahresthema? Und wie bin ich dazu gekommen? Meine Grundlage war mein persönlicher Jahresrückblick. Ich habe mir einige Tage nach Silvester mal zwei Stunden genommen und das Jahr Revue passieren lassen. Und es war einiges los. Ich habe mein Studium abgeschlossen, diesen Blog gestartet, ein Buch geschrieben, einen neuen Job begonnen und noch einiges mehr. Grundsätzlich war es also ein sehr gutes Jahr. Und dennoch ist natürlich nicht alles toll. Das wird zwar nie so sein, aber dennoch möchte ich natürlich Dinge verbessern, die mir nicht gefallen haben.

Relativ schnell wurde dabei klar, dass es mich immer stört, wenn ich in irgendeiner Weise nicht autonom handeln kann. Unabhängigkeit ist mir ein sehr hohes Gut. Das bedeutet nicht, dass ich nicht mit anderen zusammenarbeiten möchte. Aber ich will in meinem täglichen Leben möglichst selbst entscheiden können, wann, wo und wie ich bestimmte Dinge erledige. Arbeiten zum Beispiel. Ich arbeite gern vormittags. Ich arbeite gern abends. Ich arbeite ungern über Mittag oder am frühen Nachmittag. Da gehe ich nämlich lieber zum Sport oder koche. Wenn ich meinen Tag so strukturieren kann, ist das für mich ein echter Mehrwert.

Was folgt daraus für mich? Das Jahr der Unabhängigkeit. Unabhängigkeit ist das große Leitmotiv für mein 2019. Was bedeutet das?

Wie schon einführend erläutert, geht es nicht darum, mir ein einziges Ziel zu setzen oder irgendeine Angewohnheit abzulegen. Ich möchte insgesamt unabhängiger und selbstbestimmter werden.

Dieses Ziel umfasst viele Facetten und ist eben viel mehr als nur ein guter Vorsatz zum neuen Jahr. Ich verstehe ein Jahresthema als Leitmotiv für meine täglichen Handlungen. Dazu gehört für mich zum Beispiel, mehr Geld zu verdienen als im letzten Jahr. Als Berufsanfänger ist Geld natürlich ein Thema. Ich habe nicht vor, Millionär zu werden und Geld ist mit Sicherheit nicht das wichtigste. Aber natürlich spielt es eine Rolle, ob man gerade so Miete und Essen zahlen kann, oder auch ein wenig Raum für Experimente hat.

Damit einher geht meine (Teil-)Selbstständigkeit, deren Start ich für 2019 anstrebe. An diesem Punkt möchte ich noch nicht viel verraten. Sobald es so weit ist, werde ich aber mit Sicherheit hier darüber schreiben. Es wird aber mit diesem Blog hier zu tun haben und in eine ähnliche RIchtung gehen. Ein Anfang war dabei sicher auch die Veröffentlichung meines ersten Buches über papierloses Studieren Mitte Dezember 2018.

Eine dritte Komponente meines Jahres der Unabhängigkeit ist mit Sicherheit auch, mich nicht mehr so hetzen zu lassen wie in der Vergangenheit. Ich hatte oft das Gefühl, alles auf einmal schaffen zu müssen. Hier werde ich versuchen, öfter nein zu sagen.

Das sind aber nur drei Beispiele. Ein Leitmotiv erstreckt sich qua Wesensnatur auf alles und ist eher handlungsanleitend. Ich werde daher in meinen persönlichen Rückblicken also immer wieder darauf zurückkommen und mich fragen, ob ich gemäß meines Jahresthemas handele. Und gegebenfalls in Entweder-Oder-Situationen mich daran orientieren.

Wieso ein Jahresthema besser ist, als ein guter Vorsatz

Wieso finde ich ein Jahresthema also ziemlich hilfreich, gute Vorsätze aber nicht so sehr? Ist es am Ende nicht eigentlich das gleiche? Nein. Das finde ich überhaupt nicht.

Der erste wichtige Unterschied ist, dass man nicht so schnell scheitern kann, wie bei guten Vorsätzen. Vielen wird es so gehen, dass sie sich zum Beispiel vornehmen, jede Woche Sport zu machen. Was passiert, wenn man es mal eine Woche nicht schafft? Man hat das Gefühl, versagt zu haben und lässt es vielleicht ganz sein. Bei einem Jahresthema gibt es dieses Entweder Oder aber nicht. Es ist eher eine Philosophie, eine Leitlinie, die auf die Gesamtheit deiner Handlungen abzielt.

Gleichzeitig beinhaltet ein Jahresthema aber auch die Möglichkeit, mehr zu erreichen als ein einzelner Vorsatz je könnte. Orientiert man nämlich wirklich sein ganzes Leben an dieser selbst gewählten Leitlinie, kann sie viele verschiedene Bereiche anleiten und so zu einem sehr viel größeren Wandel führen.

Und natürlich ist ein Jahresthema viel flexibler. Du kannst beginnen, wann du möchtest. Es besteht keine Not, bis zum Jahreswechsel zu warten. Gleichzeitig kann ich mein Jahresthema natürlich anpassen, wenn ich merke, dass es nicht ganz den Kern trifft. Ich habe bestimmte Dinge und Verhaltensweisen in meinem Leben identifiziert, die mich stören. Demzufolge entwickele ich eine Grundhaltung, die sich in meinen Handlungen widerspiegeln soll. Ohne Verbote. Ohne striktes Korsett.

Mal schauen, was ich in einem Jahr von meinem Vorhaben umgesetzt habe.


Eine wichtige Inspiration zu diesem Post war der Podcast Cortex von Myke Hurley und CGP Grey.

Photo by Junior Moran on Unsplash

3 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert